Satire
In der wunderbaren Welt der Freundschaften gibt es eine ganz besondere Art von Menschen, die eine außergewöhnliche Fähigkeit zu besitzen scheinen: Sie können stundenlang über sich selbst reden, ohne auch nur das geringste Interesse an deinem Leben zu zeigen. Ja, du hast richtig gehört, und diese außergewöhnlichen Freunde scheinen es einfach für selbstverständlich zu halten, dass du ihnen gebannt zuhörst, wenn sie von ihren neuesten Abenteuern und alltäglichen Begebenheiten erzählen.
Du bist ein hervorragender Zuhörer, ein wahrer Meister des aufmerksamen Zuhörens. Du nimmst dir gerne Zeit, um deinen Freunden zuzuhören und ihre Gedanken, Sorgen und Triumphe zu verstehen. Es ist fast so, als hättest du ein besonderes Gehör für ihre Geschichten entwickelt. Vielleicht solltest du dafür bezahlt werden, schließlich bist du ein psychologischer Mülleimer auf höchstem Niveau.
Aber wenn du es wagst, von deinen eigenen Erfahrungen zu erzählen... Du könntest eine epische Odyssee durch das Universum hinter dir haben, und sie würden nur müde lächeln und sagen: "Das erinnert mich daran, wie ich vor zwei Jahren eine Schnecke in meinem Garten entdeckt habe".
Vielleicht erzählst du solchen Freunden, dass du den Nobelpreis gewonnen hast. Sie werden kurz antworten: "Wow, das ist ja toll!" und dann schnell weiterreden, weil sie jetzt die Oberhand gewinnen müssen: "Aber hast du schon von meinem letzten Preis gehört? Ich habe den Preis für das 'Selfie des Jahres' gewonnen! Mein Gesicht hat die Massen begeistert, verstehst du? Es ist wirklich erstaunlich, wie perfekt ich auf jedem Foto aussehe. Jeder sollte sich glücklich schätzen, mit mir auf einem Foto zu sein!"
Was du tust, was dich beschäftigt sowie deine Erfolge versinken in ihren endlosen Monologen und sind bestenfalls ein kurzes Highlight, bevor sie wieder zum Thema ihres eigenen faszinierenden Daseins zurückkehren. Es ist wirklich erstaunlich, wie sie es schaffen, jeden erdenklichen Anknüpfungspunkt zu finden, um das Gespräch wieder auf ihre eigene glorreiche Existenz zu lenken.
Wie schön ist es, auch Menschen zu begegnen, die die Kunst der Unterbrechung perfektioniert haben. Kaum sind die ersten kostbaren Worte aus deinem Mund entschlüpft, beginnen sie zu reden, als hätten sie das Wort "Zuhören" noch nie gehört. Und du, als höflicher Mensch, lässt es natürlich geschehen. Schließlich würdest du es nie wagen, weiterzusprechen und ihnen das Gefühl zu geben, dass du sie nicht ausreden lässt. Denn wie unhöflich wäre das?
Und dann, wenn das Gespräch zu Ende geht und man kaum zu Wort gekommen ist, sagen diese brillanten Menschen noch: "Wie schön, dass wir uns mal wieder unterhalten haben!" Ja, es war wirklich schön. Es war so schön, wie sie dir die Chance genommen haben, deine eigenen Gedanken auszudrücken, während sie ihr eigenes Einzeldarstellertheater aufgeführt haben.
Aber mach dir keine Sorgen, diese wunderbaren Gespräche werden sicher noch oft wiederholt. Denn du weißt ja, wie sehr du es genießt, als stiller Zuhörer in der Welt des anderen zu verweilen und deine eigenen Gedanken in den Tiefen deiner verschluckten Worte zu begraben.
Wer braucht schon Anerkennung und Aufmerksamkeit, wenn man stattdessen ein fesselnder Zuhörer sein kann? Du könntest dich selbst mit einer Trophäe für den "Goldenen Zuhörer des Jahres" vergleichen und würdest wahrscheinlich feststellen, dass du mehr Stunden damit verbracht hast, ihre oberflächlichen Geschichten zu ertragen, als sie es jemals für dich tun würden. Vielleicht solltest du ein Buch schreiben: "Die Kunst der Selbstverleugnung: Wie man sein eigenes Leben für das Ego anderer opfert".
Hast du schon die eigenständige Fortsetzung "Grenzen setzen und gegen Quengelberts verteidigen" gelesen?