Spiritueller Blog

Christlich-spiritualistische Weltbild nach Adelma von Vay

In ihrem Buch „Studien über die Geisterwelt“ beschreibt Baronin Adelma von Vay (1840 - 1925) ihre persönlichen Erfahrungen mit der Geisterwelt und ihrer Entwicklung als Medium. Sie betont, dass ihre Verbindung zu den höheren Geistern durch die Gnade Gottes ermöglicht wurde und dass sie sich nicht daran erinnert, früher irgendwelche Anzeichen ihrer Medialität wahrgenommen zu haben. In ihrer Kindheit zeigt sie keine besonderen Anzeichen von Sensitivität oder Medialität, sondern lediglich religiöse Neigungen, die sie auf eine katholische Erziehung zurückführt.

Jedoch soll es nicht um das eben erwähnte Buch gehen, sondern um ihr Werk "Geist, Kraft, Stoff", das ich seit Jahren nur dem Namen nach kenne. Es wurde in nur 36 Tagen medial empfangen. Ich muss ehrlich zugeben, dass es mich bisher nicht besonders angesprochen hat und ich keine wirkliche Anziehungskraft verspürte. Das ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass mir das Werk zu kompliziert erscheint. Kürzlich las ich jedoch eine Einleitung zu diesem Buch, in der das darin vermittelte christlich-spiritualistische Weltbild beschrieben wird. Dabei ist mir aufgefallen, dass es meine eigenen Überzeugungen widerspiegelt. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, eine Zusammenstellung der Lehren, die Rudolf Passian aus diesem Buch erstellt hat, in den Blog zu stellen.


Aus einem Grundsatz-Artikel von R. Passian an neue Leserinnen und Leser des "Wegbegleiters", erschienen im 1. Jahrg., Heft Nr. 5, Sept. 1996, S. 235.

1. Der Mensch, aus dem Urlicht (Gott) hervorgegangen, besteht aus der Dreiheit Leib, Seele und Geist. Der materielle Leib verbleibt nach dem sogenannten Tod in der materiellen Welt (1. Mose 3,19). Die Seele, als Bindeglied zwischen Geist und Körper, ist von feinstofflicher Beschaffenheit und nach dem Tod des letzteren der Träger und das Ausdrucksmittel unseres Geistes. Dieser ist als unsterblicher "Gottesfunke" mit unserem Bewusstsein identisch und bleibt vom Sterbevorgang unberührt.

2. Wir existieren bereits vorgeburtlich (Präexistenz). Nach dem Verlassen der irdischen Welt leben wir in unserem feinstofflichen Körper, dem Astralleib, weiter, den wir als "inneren Körper" schon jetzt besitzen. Dabei verändert der Sterbevorgang weder unser Wesen noch unseren Charakter. Infolgedessen unterliegt unser Weiterleben kontinuierlich dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Gemäß dem Gesetz der Anziehung des Ähnlichen gravitieren wir nach dem Ableben unseres physischen Körpers in diejenige Sphäre, die unserem persönlichen Entwicklungsgrad entspricht. Deshalb ist die Qualität unserer Denk- und Lebensweise ausschlaggebend für unser nachtodliches Schicksal.

3. Das Jenseits beginnt bereits da, wo unsere Sinne aufhören, uns Eindrücke zu vermitteln. Deshalb sind Gestorbene für uns optisch nicht mehr wahrnehmbar. Die erdnächste Zone gilt als Zwischenreich und wird Astralwelt genannt. "In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen" (Joh. 14, 2) bedeutet, dass es außerhalb unserer irdisch-physischen Ebene noch zahlreiche weitere Seinsebenen gibt, von anderer Frequenz und entsprechend angepassten Lebensbedingungen. Ein Jenseitiger kann entweder ein ehemaliger Erdenmensch sein, ein Engel, ein dämonisches Wesen oder ein Naturgeist.

4. Die Ergebnisse einer mehr als hundertjährigen umfangreichen Sterbe- und Jenseitsforschung bezeugen eindeutig die Priorität ethischer Normen im Jenseits, und zwar auf der Grundlage der Liebe als Schöpfungsprinzip. Warum das so ist, wissen wir nicht, aber es empfiehlt sich, dies für denkbar zu halten. Jeder neue Frühling bestätigt es.

5. Die Welten des Jenseits sind für deren Bewohner ebenso real wie es die irdische für uns ist. Wechselseitige Kontakte mit anderen Seinsebenen sind unter bestimmten Voraussetzungen erfahrbar. Vor spiritistischen oder magischen Praktiken zur Herstellung eines Jenseitskontaktes, ohne Kenntnis der obwaltenden Gesetzmäßigkeiten und Gefahren, ist jedoch nachdrücklich zu warnen! Das alttestamentliche Verbot des Totenbefragens besagt, dass dies möglich ist. Demnach sind unsere Gestorbenen nicht das, was man "tot" nennt! Jenes Verbot bezieht sich auf geistig Tote; im NT wird deutlich gesagt, was darunter zu verstehen ist (Materialisten).

6. Absolut jeder Mensch bringt eine Aufgabe ins Erdenleben mit. Keiner von uns ist überflüssig, jeder stellt eine einmalige, unverwechselbare Individualität dar. Vermassungstendenzen lehnen wir als gott- und naturwidrig ab. Um unser Erdenleben sinnvoll, d. h. im Einklang mit den erkennbaren Schöpfungsgesetzen gestalten zu können, ist im Hinblick auf unser Woher, Wohin und das Wozu das Studium bzw. die Kenntnis des vorhandenen Forschungsmaterials unverzichtbar. Wir geben zwar "dem Kaiser, was des Kaisers ist" (Matth. 22, 21), d. h. wir räumen den materiellen Bedingnissen den ihnen gebührenden Stellenwert ein, aber wir geben auch "Gott, was Gottes ist", indem wir Geist und Seele nicht vernachlässigen, denn "der Mensch lebt nicht vom Brot allein" (Luk. 4, 4). - Bei alledem schließen wir die Denkbarkeit wiederholter Erdenleben (Reinkarnation) nicht aus, da ansonsten leidvolle Schicksale mit der Liebe Gottes unvereinbar bleiben. Zudem heißt es ausdrücklich, dass Jesus (Joh. 16, 12) noch viel zu sagen gehabt hätte.

7. Den Glauben an Schutzengel und Schutzgeister halten wir aufgrund der zahlreich vorliegenden Erfahrungen für gerechtfertigt. Keiner ist verlassen, der lichtwärts strebt. Ebenso selbstverständlich ist uns das künftige Wiedersehen mit vorangegangenen Lieben in einer Welt der Liebe und des Lichtes, sofern unsere eigene Entwicklungsstufe der ihrigen zumindest ähnelt. Alles in allem beruht unser Weltbild auf erforschbaren Fakten. Die darauf fußende christlich-spirituelle Lebensauffassung bedeutet zwar keine Aufhebung der Härten unseres Daseins, aber auf der Grundlage eines durch Erfahrung und Wissen gefestigten Gottesvertrauens können wir sie leichter bewältigen.


Mit freundlicher Genehmigung von Thomas Frey/2019/wegbegleiter.ch veröffentlicht

Nachgedacht

"Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an der Wahrheit liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind."

- Christian Morgenstern (1871-1914), deutscher Schriftsteller


 "Man darf die Mehrheit nicht mit der Wahrheit verwechseln."

- Jean Cocteau (1889 - 1963), französischer Schriftsteller

 

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